Unser Tag begann mit einem gemütlichen Frühstück in der Sonne, bei dem wir uns nicht nur vor dem Müll gerettetes Essen von Foodsharing, sondern auch die neusten Berichte über unseren Walk auf der Zunge zergehen ließen:

https://www.weinheim.de/,Lde/Startseite/Stadtthemen/saubere+wanderung+an+der+bergstrasse.html

https://www.morgenweb.de/bergstraesser-anzeiger_artikel,-bergstrasse-putz-spaziergang-fuer-saubere-wege-an-der-bergstrasse-_arid,1511289.html

Nachdem wir die logistische Meisterleistung vollbracht hatten, nahezu das gesamte Gepäck in den beiden Bollerwagen zu verstauen, machten wir uns bei Sonnenschein, blauem Himmel und angenehmen Temperaturen auf den Weg durch Lützelsachsen, Hohensachsen und Großsachsen. Unsere großen Papiersäcke fülltens ich gemächlich mit kleinen Papier- und Plastikschnipseln, Zigarettenkippen und dem ein oder anderen To-Go-Becher. Außer einer Straßensperrung aufgrund von Mäharbeiten, die uns zwang, einen kleinen Umweg zu nehmen, gab es auf den ersten Kilometern keine bemerkenswerten Vorkommnisse. Unseren ersten aufsehenerregenden Fund machten wir am Rande eines Maisfeldes: Zwei Müllsäcke mit Kühlschrankschubladen samt Inhalt, in dem sich bereits eine Madenfamilie vergnügte.

Zur Mittagspause hatten wir bereits die Hälfte der Etappe zurückgelegt und ließen uns in der Nähe eines Obsthofes nieder, wo wir netterweise auch unsere Wasserflaschen auffüllen konnten. Wir genossen unsere Snacks, die Spätsommersonne und das wunderschöne Bergpanorama. Kurz darauf machten wir den nächsten merkwürdigen Fund: Ein in einen Karton verpackter Heizlüfter. Insgesamt zeichnete sich ein eher entspannter Wandertag mit hauptsächlich kleinteiligen Müllfunden ab. Doch das sollte sich kurz hinter einer Autobahnbrücke ändern, als wir an einem Abhang größere Gegenstände entdeckten. Wir kletterten durchs Gestrüpp hinunter und trauten unseren Augen nicht, als wir das gesamte Ausmaß eines illegalen Müllabladeplatzes entdeckten. Wir schleppten einen alten Kinderwagen, einen Rasenmäheraufsatz, ein Fahrgestell, ein undefinierbares Metallteil und zahllose Flaschen, Eimer, Dosen und Plastikteile nach oben. Nachdem wir den zugemüllten Abhang in mühevoller Arbeit gesäubert hatten, mussten wir den Großteil des Gepäcks aus den Bollerwagen auf unsere Schultern laden, um Platz für die Unmengen an Müll zu schaffen. Als wir noch damit beschäftigt waren, unsere verrostete Fracht zu sichern, kam ein Radfahrer vorbei, der uns vor Kanistern mit giftigen Stoffen warnte, die in der Nähe liegen sollten. Gesehen haben wir diese allerdings nicht.

Nach diesem unfassbaren Fund fehlten uns noch etwa zwei Kilometer bis zu unserem Zielort Ladenburg, die wir zügig zurücklegen wollten. Daraus sollte allerdings nicht werden, denn einige Meter weiter stießen wir hinter einer Leitplanke auf zwei Plastiktüten voller Glasflaschen und vier prall gefüllte Müllsäcke. Aus einem trat allerdings eine dickflüssige Pampe aus, bei der es sich dem Geruch nach um Erbrochenes handelte. Wir versuchten, die Flüssigkeit auszuschütten und den Sack umzupacken, doch der unerträgliche Geruch schlug uns allen so sehr auf den Magen, dass wir uns schließlich schweren Herzens entschieden, die Stinkbombe zurückzulassen. Den Rest quetschten wir auf unsere übervollen Wagen und schoben diese erschöpft zum evangelischen Gemeindehaus in Ladenburg, wo wir heute übernachten dürfen. Dass wir die Natur von einer solch enormen Müllmenge befreit haben, ist ein riesiger Erfolg, doch zunächst erfüllten uns eher Erschöpfung und vor allem Entsetzen darüber, wie Menschen solche Dinge einfach achtlos in die Umwelt werfen können. Als wir den Müll wogen und am Ende die unglaubliche Zahl von 97,7 Kilo auf die Wage brachten, brachen wir dennoch in Jubel aus, weil wir es geschafft hatten, so viel Abfall zu bergen und zu transportieren und damit nun schon fast so viel Müll gesammelt haben, wie beim letzten Clean Up Walk. Die beste Nachricht des Tages war allerdings, dass das Gemeindehaus über eine Dusche verfügt. Die haben wir nach dieser müllreichen Etappe dringend nötig.

Wir sitzen gerade in der Gemeindehalle in Lützelsachsen und sind noch immer überwältigt von dem unglaublich tollen Empfang, der uns hier bereitet wurde. Wir wurden von der Ortsvorsteherin Frau Falter, ihrer Stellvertreterin, einem ehemaligen Ortsvorsteher, dem Pressesprecher, zwei ehemaligen Winzerköniginnen und mehreren Fotografen und Journalisten mit Wein aus der Region und selbstgebackenem Kuchen willkommen geheißen. Wir können gar nicht beschreiben, wie dankbar wir für dieses herzliche Willkommen sind! Aber wie wir gelernt haben, ist das hier selbstverständlich, denn das Wein in Weinheim, zu dem Lützelsachsen gehört, steht nicht etwa für das alkoholische Getränk, sondern kommt vom althochdeutschen Wort für Freund. Der Name passt auf jeden Fall!

Es ist wirklich eine Besonderheit, dass ein solcher Aufwand für zehn Junge Leute und einen Wagen voller Müll betrieben wird und wir sind unendlich dankbar dafür, dass unser Einsatz derart gewürdigt wird. Passend dazu haben wir heute auch den bisher meisten Müll gefunden: 36,5 Kilogramm. Besonders verrückte Fundstücke darunter waren ein Benzinkanister, eine zerbrochene Hundestatue, ein Schild in Form eines Hundehinterns mit der Aufschrift "Nein!", ein Messbecher und ein angebissenes Handelsgesetzbuch. Ein äußerst erfreulicher Fund war ein 10€-Schein, den wir natürlich nicht in den Müllsack, sondern in die Spendenbox steckten. Dort landete auch eine Spende einer Frau, an deren Haus wir vorbeikamen, als sie an der Tür stand, und die so begeistert von unserer Aktion war, dass sie sofort nach drinnen ging um ihren Geldbeutel zu holen.

Neben Geldspenden bekamen wir auch wieder eine riesige Essensspende von Foodsharing aus dem Bezirk Viernheim Weinheim und durften uns bei einer netten Frau die Wasserflaschen auffüllen. Dankbar und glücklich lassen wir jetzt den Abend bei selbstgebackenem Kuchen und einem Gläschen Rotwein ausklingen.

Den Clean Up Walk in der Presse und den sozialen Medien seht ihr hier:
 https://www.morgenweb.de/bergstraesser-anzeiger_artikel,-bananeweb-bergstrasse-und-ostsee-gleichzeitig-saeubern-_arid,1510776.html

 https://www.facebook.com/109843769274/posts/10157593244609275/

Heute war das Wetter besser als gestern - zumindest aus Sicht eines Müllsammlers. Ein Gewitter sorgte in der Nacht für Abkühlung, die Temperaturen waren wesentlich angenehmer als gestern und eine kleine Prise erfrischte uns immer wieder auf dem Weg von Heppenheim nach Hemsbach. Die Strecke war ebenfalls kürzer und wir erhielten noch Verstärkung von zwei weiteren Mitstreiterinnen.

Was uns heute den ganzen Tag bewegte, war die Freundlichkeit der Menschen. Bei unserem Frühstück im Garten unserer Unterkunft wurden wir von weiteren Gästen sehr herzlich begrüßt, die sich sehr über die Anwesenheit von jungen Leuten, die etwas Gutes tun, freuten. Nachdem das offizielle Frühstück für die Gäste beendet war, durften wir uns auch noch mal am Buffet bedienen. Unterwegs war eine Frau so begeistert von unserer Aktion, dass sie uns direkt eine kleine Spende überreichte. Bei unserer Mittagspause auf einer Wiese schenkten uns Vorbeifahrende Tomaten und Gurken. Bei einer Bäckerei durften wir kurz vor Ladenschluss übriges Brot mitnehmen. Und auch bei unserer heutigen Unterkunft bei evangelischen freikirchlichen Gemeinde in Hemsbach wurden wir sehr herzlich empfangen.

Bevor wir diese erreichten, warteten allerdings 8 km vorbei an Weinbergen und Schrebergärten und jede Menge Müll auf uns. Zu unseren verrücktesten Funden zählten heute ein Feuerlöscher, ein Stoffbilderbuch, ein kleiner Kinderwagen, große Glasvasen, eine Packung Brillenputztücher und jede Menge Päckchen Instantgetränkepulver. Heute sammelten wir vor allem kleine Teile auf, davon allerdings so viele, dass am Ende 26,6 Kilo Müll zusammenkamen. Zigarettenkippen fanden wir einen ganzen Gefrierbeutel voll, eine leider so frisch weggeworfen, dass sie ein Loch in die Tüte brannte. Wir konnten sie zum Glück löschen, bevor der Inhalt wieder auf der Straße lag.

Als wir die Gemeinde Laudenbach erreichten, wunderten wir uns über mehrere Bonbons, die auf der Straße klebten. Die Ursache ließ sich jedoch schnell ausfindig machen: In Laudenbach ist zurzeit Frosch Kerwe. Die Häuser waren mit Froschflaggen bestückt und am Vortag hatte ein Straßenumzug stattgefunden, bei dem reichlich Süßigkeiten geworfen und Getränke in Plastikbechern ausgegeben worden waren. Die zahlreichen Überreste sammelten wir ein, essbar waren die geschmolzenen Bonbons aber leider nicht mehr. Gegen das herumliegende Silbersternchenkonfetti waren wir allerdings machtlos.

Trotz der mühevollen Kleinarbeit erreichten wir Hemsbach früh genug, um noch eine Runde im Badesee zu schwimmen. Jetzt köchelt unser Essen auf dem Herd und wir freuen uns auf einen gemütlichen Abend.

Foto von Tag 2

Fast 30 Kilo bei über 30 Grad

Wir konnten unseren Aufbruch heute Morgen gar nicht abwarten, sodass wir alle lange vor dem Weckerklingeln auf den Beinen waren. Während wir am Bahnhof auf eventuelle weitere Mitstreiter warteten, fingen wir dort direkt mit Müllsammeln an und füllten innerhalb weniger Minuten eine ganze Flasche mit Zigarettenkippen. Die machen zwar nicht viel Gewicht aus, ihre Auswirkungen auf die Umwelt sind aber aufgrund der in ihnen enthaltenen Giftstoffe umso verheerender: Eine einzige Zigarettenkippe reicht aus, um 40 Liter Grundwasser zu verschmutzen.

Schließlich setzten wir uns in Richtung Heppenheim in Bewegung, wobei wir mit unseren Wagen einige Blicke auf uns zogen. Auch den ein oder anderen Kommentar von vorbeiradelnden und spazierenden Menschen bekamen wir zu hören. Die meisten lobten unser Engagement, eine Frau zog allerdings die völlig falschen Schlüsse daraus: "Ach da können wir ja gleich mal was auf den Boden fallen lassen!" Unsere Aktion soll nicht signalisieren, dass man seinen Müll überall herumliegen lassen kann, weil irgendwelche Umweltschützer ihn aufsammeln werden. Wir wollen auf die Unmengen Müll aufmerksam machen, die achtlos in der Natur landen und etwas dagegen unternehmen.

Und das haben wir heute auf jeden Fall getan: Obwohl uns die über Temperaturen über 30 Grad ganz schön zu schaffen machten, landeten am Ende des Tages 27,6 Kilo Müll in unseren Müllsäcken. Einer unser kuriosester Funde: Ein ganzes Haufen voller Golfbälle, die wir allerdings nicht eintüteten, sondern beim nahegelegenen Golfplatz abgegeben. Dort in der Nähe befand sich auch schon der erste abgesprochene Ablageplatz, an dem wir zwei Müllsäcke deponierten. Während wir den Müll wogen und die Säcke beschrifteten, erreichte uns die Nachricht, dass der Radiosender FFH über uns berichtet hatte. Das gab uns die nötige Motivation, der Hitze zu trotzen und weiterzumachen.

Auf unserem weiteren Weg vorbei an Wiesen und Feldern fanden noch weitere Kuriositäten den Weg in unser Müll-Mobil: Ein ziemlich vergammelter Einkaufskorb voller Schneidebrettchen, mehrere Schuhe, ein großer Plastikkanister voller eingelegter Peperoni und ein Fahrradsattel. Natürlich fanden wir aber auch jede Menge üblichen Müll wie To-Go-Becher, Zigarettenschachteln, Plastikverpackungen und Glas- und Plastikflaschen.

Völlig entkräftet schoben wir unser übervolles Müll-Mobil nach Heppenheim zu Annes Tante, die uns mit eiskalter Bionade und stärkender Gemüsesuppe empfing. Dort durften wir auch eine regionale Spezialität probieren: Kochkäs mit Musik. Bei der Musik handelt es sich um Zwiebeln, die im Darm besonders schöne Geräusche erzeugen ;)

So gestärkt brachten wir den Müll zum Abgabeort und mussten dann noch eine letzte große Herausforderung bewältigen: Unsere Unterkunft, das Haus am Maiberg, befindet sich, wie der Name schon befürchten ließ, auf einem Berg. Als wir völlig durchgeschwitzt und außer Atem dort oben ankamen, freuten wir uns umso mehr über die Dusche, die dort auf uns wartete.

Bollerwagenbauen für Anfänger

Nach monatelanger Planung geht es endlich los! Am Nachmittag sind die ersten sieben Clean Up Walker in Bensheim zusammengekommen. Am Bahnhof wurden wir direkt von der Presse empfangen. Nach einem kurzen Interview und Fototermin konnten wir noch ein bisschen die Stadt erkunden, die sich gerade auf das jährliche Winzerfest vorbereitet. "Willkommen in Bensheim!", rief uns ein Passant mit Blick auf unsere riesigen Rucksäcke entgegen und ein Herr, der uns bei der Suche nach unserer Unterkunft behilflich war, versuchte uns zu überreden, noch bis zum Winzerfest zu bleiben.

Heute Nacht dürfen wir in einem Seminarraum im Familienzentrum Bensheim übernachten. Bevor wir uns in unsere Schlafsäcke kuscheln können, gab es aber noch so einiges zu tun. Um den Müll und unser Gepäck transportieren zu können, brauchen wir geeignete Gefährte. Letztes Jahr haben wir am ersten Tag der Wanderung einen Einkaufswagen gefunden, der sich als ideales Müllfahrzeug erwiesen hat. Da man sich auf einen solchen Fund nicht verlassen kann, haben wir diesmal direkt einen organisiert. Der wurde uns netterweise von Edeka Jakobi in Bensheim zur Verfügung gestellt, wo wir ihn heute abgeholt haben. Am Abend brachten Annes Eltern dann noch zwei Bollerwagen vorbei - oder besser gesagt einen Haufen Einzelteile, aus denen wir zwei Bollerwagen zusammengesetzt haben. Gar nicht so leicht, ohne geeignetes Werkzeug und Anleitung, aber jetzt stehen unsere 3 Müll-Mobile für den Aufbruch nach Heppenheim bereit und wir können uns eine späte Mahlzeit schmecken lassen. Dafür, dass wir die nächsten beiden Tage gut versorgt sind, hat die Foodsharing-Gruppe hessische Bergstraße gesorgt, die uns jede Menge gerettetes Essen überlassen hat. Auf diese Weise können wir nicht nur Müll aus der Natur sammeln, sondern gleichzeitig Müll vermeiden.

Wir sind allen unglaublich dankbar, die dafür gesorgt haben, dass der Clean Up Walk 2019 jetzt endgültig startbereit ist und freuen uns auf unsere erste Etappe!